Ein Beispiel, wie Insekten mit ihren Artgenossen mitfühlend umgehen

Liebe Honig-Freunde, liebe Honig-Interessierte,

ich wünschte Sie könnten das erleben, was ich vorgestern Nacht wahrnehmen durfte. Zur Analysierung auf Erkrankungen hatte ich vier Bienen in einem Honigglas und beobachtete sie mit der Lupe. Diese Bienen entnahm ich nicht einem Bienenstock, sondern sie hingen an der Kleidung meines Freundes, der hauptberuflicher Imker ist; mit seiner Kleidung brachte er sie ins Haus. Normalerweise kann eine Biene alleine ohne Bienenstock nicht lange überleben, sie braucht ihre Brüder und Schwestern. Ich wusste also, dass diese vier Bienen früher oder später sterben würden.

Eine der Bienen schien schon längere Zeit außerhalb des Bienenstock zu sein und lag erschöpft auf dem Rücken am Honigglasboden, in welchem ich sie gut beobachten konnte. Ich schaute mir die erschöpfte Biene näher an um festzustellen, ob sie vielleicht auch krank sei.

Und dann sah ich etwas Wunderbares. Eine andere Biene krabbelte zu der erschöpften Biene. Setzte sich ganz nahe zu ihr und beide Bienen gingen in eine Art Kommunikation miteinander. Sie bewegten rasch ihre Fühler und die Vorderbeine hin und her für einige Minuten. Dann stoppten sie plötzlich mit den Bewegungen. Die erschöpfte Biene lag ganz still auf dem Rücken und dann beobachtete ich, wie die andere Biene ihre lange Zunge herausstreckte und begann, die erschöpfte Biene zu lecken; immer und immer wieder. Sie ging vom Unterkörper zum Oberkörper und zum Kopf; immer und immer wieder. Die am Rücken liegende Biene schien dieses Lecken zu brauchen; sie lag ganz still da. Nach einigen Minuten stoppte die leckende Biene und setzte sich  ganz dicht zu der erschöpften Biene. Die erschöpfte Biene berührte mit einem Bein die Brust der leckenden Biene.

Was geschah hier?  Eine Art Totenwache? Ich war total gerührt; mir liefen die Tränen. Zum ersten Mal in meinem Leben nahm ich wirklich dieses einzigartige Wesen Biene wahr. Zum ersten Mal hatte ich Hochachtung und Bewunderung für dieses zierliche Insekt Biene mit seiner Zerbrechlichkeit und seinen phantastischen Fähigkeiten: Flugkünstler, Intelligenz, unglaubliche Ausdauer, einzigartige Baukunst, perfekte Organisation und ihre faszinierende Fähigkeit für uns das Leben auf diesem Planeten zu sichern.

„Wenn die Biene von der Erde verschwindet, dann hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben“. Dieses Zitat soll Albert Einstein gesagt haben.

Ohne Bienen keine Bestäubung, keine Pflanzen, keine Tiere, keine Menschen; so könnten wir das Zitat von Einstein verstehen.

Nach einigen Minuten bewegte die erschöpfte Biene noch einmal ganz langsam ihre Beine. Dann war sie tot. Die leckende Biene blieb noch eine Weile sitzen, dann krabbelt sie weg. Eine andere Biene kam und leckte die tote Biene abermals; von Kopf bis Fuß.

Dieses wundervolle Wesen Biene führt in seinem kurzen Leben von ca. 40 Tagen seine ihm innewohnende Aufgabe perfekt aus. Es kennt seine Aufgabe und weiß vom ersten Lebenstag an, was es zu tun hat.

Uns das Geschenk ihres wunderbaren Honigs zu machen ist eine Nebenaufgabe. Die Hauptaufgabe ist, unser Nahrung durch Bestäubung zu sichern, unser und das Überleben unseres Planten zu sichern.

Die Biene ist viel viel älter als wir Menschen. Bisher konnte sie sogar die Dinosaurier überleben. Sie konnte sich bisher offensichtlich perfekt anpassen und organisieren. Jetzt scheint dies nicht mehr der Fall zu sein. Die Biene ist geschwächt, sehr geschwächt.

Und wer übernimmt nun die Aufgabe die Bienen zu schützen? Ist das die alleinige Aufgabe der Imker?

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